Entlastungsschnitte

Aus beton.wiki
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Entlastungsschnitte in Betonfahrbahndecken dienen stets der Auflösung vermuteter oder tatsächlich vorhandener Druckspannungszustände in der Betondecke, manchmal auch in einer darunter liegenden hydraulische gebundenen Tragschicht (HGT).
Es gibt mehrere Fälle der Anwendung:

  1. Wenn Erhaltungsarbeiten an einer Betonfahrbahndecke den partiellen oder generellen Ausbau einer oder mehrerer Fahrbahnplatten erfordern, muss das zusammenhängende Plattensystem, im welchen die Arbeiten vorgenommen werden sollen, druckspannungsfrei gesetzt werden. Meist geschieht das „ausbaubegleitend“ von selbst: Durch den Ausbau einer Platte oder eines Teils davon wird die Spannungskette unterbrochen und der Arbeitsbereich ist spannungsfrei. Oft steht der zu erneuernde Bereich aber unter so großen Spannungen, dass der Ausbau nicht ohne Weiteres möglich ist, da das auszubauende Teilstück auch nach dem Trennschnitt durch den umgebenden Druck eingeklemmt wird und nicht ausgehoben werden kann. In einigen Fällen sind die Spannungen so groß, dass die Schneidblätter beim Trennungsschnitt eingeklemmt werden. In diesen Fällen müssen zusätzliche, präzise platzierte Entlastungsschnitte erfolgen. Dies sind Schnitte, die nicht zum Herausheben des Ausbaustücks, sondern nur und gezielt zur Aufhebung des umgebenden Spannungszustands durchgeführt werden.
  2. Sehr alte Fahrbahndecken in Autobahnen (> 40 a), deren Fugenabdichtung über die Nutzungsdauer nicht oder nicht ausreichend gepflegt (also regelmäßig erneuert) wurden, können über die Jahre ihrer Nutzung bei sehr hohen sommerlichen Temperaturen sehr hohe Druckspannungen in Längsrichtung aufbauen, aus denen Hitzeschäden (blow up) entstehen können. Aus diesem Grunde werden sehr alte Autobahnabschnitte, bei denen hohe Längsdruckspannungen festgestellt oder sicher vermutet werden, mit regelmäßigen Entlastungsschnitten entspannt. Hierbei wird im Abstand von ca. 400 m an einer Fuge ein etwa 50 cm bis 100 cm breites Fahrbahnteil herausgeschnitten und der Bereich temporär mit Asphalt geschlossen. Autobahnabschnitte, die auf diese Weise entspannt wurden, sind als abgängig einzustufen, da die Plattenenden an den Asphaltriegeln je nach Schwerverkehrsbelastung in relativ kurzer Zeit starke Überlastungsschäden aufweisen können.

Literatur